Die
Eroberung der Finsternis
Teil 9: Die ältesten Kunstwerke der
Menschheit
MUSIK
Das Interesse an Höhlen ist so alt wie die Menschheit. In prähistorischen
Zeiten dienten sie den Steinzeitjägern als Zuflucht und Kultstätte.
Die Spuren unserer Vorfahren wiederzufinden, ist das Aufregendste, das
Höhlenforscher erleben können. Im Dezember 1994 machten
die französischen Höhlenforscher Jean-Marie Chauvet, Eliette
Brunel-Deschamps und Christian Hillaire an der Ardèche im
Süden Frankreichs eine atemberaubende Entdeckung.
Französischer O-TON
Hillaire
"Angezogen hat uns ein Luftzug in einem kleinen Versturz. Den haben
wir mit der Hand freigelegt. Dahinter war eine Engstelle, wir sind dann
an der Decke einer grossen Halle rausgekommen.
Wir haben die Malereien erst garnicht bemerkt, da wir nur schwache
Stirnlampen hatten. Die ersten Zeichnungen, die uns aufgefallen sind, waren
2 ockerfarbene Striche. Da haben wir uns gesagt: wir sind hier nicht die
ersten, prähistorische Menschen waren vor uns da. Und dann ging das
ohne Pause weiter, alles voller Bilder. Das war unglaublich. Die Gefühle
kann man garnicht beschreiben."
Der Anblick ist wirklich phantastisch. Über 300 teils farbige
Bilder bedecken die Wände. Sie zeigen ein ganzes Panoptikum der
Altsteinzeit: Nashörner und Mammute, Löwen, Bären und Pferde.
Schwungvoll mit Erdfarben in schwarz, gelb und rot aufgetragen.
Die Künstler
haben ihre Bilder offenbar ganz bewußt komponiert und großflächige
Tableaus im Auge gehabt, manche davon regelrechte Bildergeschichten. Nashörner
stehen sich im Kampf gegenüber, andere laufen hintereinander her.
Pferde galoppieren durch unsichtbare Landschaften, Löwen kauern
sprungbereit vor einer Herde von Wisenten. Die Grotte Chauvet - wie
sie die Entdecker nach einem Mitglied der Gruppe benannten - gilt als prähistorische
Sensation. Als ältestes Kunst-Zeugnis einer hochentwickelten 30.000
Jahre alten Jäger-Kultur.
Ein Glücksfall, daß die Werke von Picassos genialen Vorgängern
entdeckt wurden und ihre Wert sofort erkannt wurde.
Französischer O-TON
Brunel-Deschamps:
"Wir mußten einen ganzen Monat darüber schweigen. Das
war sehr hart. Da war ja nichts geschützt. Es gab keine
Tür. Wenn wir geredet hätten, hätte jedermann reingehen
und alles kaputtmachen können. Wir haben allerdings sofort
die Behörden informiert. Und nach einiger Zeit waren dann auch Polizisten
rund um die Uhr zur Stelle. Die haben vor der Höhle campiert,
um zu verhindern, daß jemand reingeht.
Unsere größte Sorge war, daß die Leute, die nach
uns reinkommen würden, nicht überall herumlaufen. Eine
Woche nach der Entdeckung, bei unserem 2.Besuch am 24. Dezember, haben
wir einen Weg festgelegt mit einer 50 cm breiten Plastikfolie. Die
haben wir auf dem Weg ausgerollt, den wir beim ersten Mal benutzt hatten.
Und auf dieser Trasse sind wir dann immer geblieben, um ja nichts zu zertreten.
Wir sind nicht an die Malereien herangegangen, sondern immer auf Distanz
geblieben. Alle Bilder haben wir mit dem Teleobjektiv gemacht, um
den Boden davor intakt zu lassen. Alle Spuren, alle Informationen
über die Entstehung dieser Bilder, über die Bewegungen der Leute,
die sie gemalt haben, sind erhalten geblieben".
Französischer O-TON
Chauvet
"Die Untersuchung der Bilder und des Bodens ist nun Sache der Wissenschaftler.
Wir können unseren Beitrag als Höhlenforscher leisten, um Fortsetzungen
der Höhle zu finden, die Höhle zu vermessen und ihr Alter festzustellen.
Da gibt es einiges, was wir besser herausfinden können als die
Prähistoriker.
Wir müssen nun zusammenarbeiten, um zu neuen Erkenntnissen zu
kommen. Höhlenforscher haben einen einzigartigen Ort entdeckt.
Wir haben nicht das Recht, ihn zu beschädigen. Die Wissenschaftler
haben die Kompetenz für weitere Untersuchungen, das akzetieren wir
ohne Probleme. Wir selbst sind da nicht kompetent. Wir möchten
aber gern mit den Wissenschaftlern zusammenarbeiten. Damit auch wir etwas
davon lernen und von ihren Erfahrungen profitieren. "
Die Funde in der Bunkerhöhle an der Bundesstrasse 7 in Iserlohn
nehmen sich da viel bescheidener aus. Doch Uwe und seine Freunde können
auch stolze Erfolge vorweisen. Im hintersten Winkel der Höhle haben
sie eine interessante Entdeckung gemacht.
BERND:
Findet man hier in den Höhlen auch was?
UWE:
Ja, finden...Schätze oder so...absolut nicht. Wir sind hier,
das können wir auch beweisen, die Allerersten, die hier jemals
drinwaren - auch nicht der Neandertaler oder irgendwelche alten Vormenschen
waren hier dringewesen.
Teilweise waren die Gänge so eng, daß wir sie also aufmeißeln
mußten, die Engstellen, um überhaupt hinzukommen; das ist also
Beweis genug, daß hier noch nie vor uns jemand war.
Ja, was kann man finden. Finden kann man einmal Erklärungen
dafür, wie solche Höhlen überhaupt entstanden sind -
je mehr Höhlenteile wir entdecken, desto genauer können wir das
sagen. Das ist das Eine, und dazu kann man teilweise Knochen finden.
Ich habs vorhin schn mal kurz erwähnt gehabt.
Wir haben hier in der Bunkerhöhle, nicht weit von hier übrigens,
das fast komplette Skelett von einem Rentier gefunden, was im Augenblick
also wissenschaftlich bearbeitet wird, von einer Studentin.
Die Fundsituation ist so, daß es in ´ne Spalte
reingefallen ist...Es ist für uns als Höhlenforscher natürlich
interessant, zu wissen, wann gabs denn hier am Sonderhorst, so heißt
der Berg, wo wir hier rum toben, und an der Ems, das ist der andere Berg,
...wann gabs hier noch offene Spalten?
BERND:
Ist das Viech da reingefallen, oder ist es reingeworfen worden?
UWE:
Im Augenblick wird da drüber diskutiert (lacht)....Ich
sag mal, was ich weiß, ist, daß manche Forscher festgestellt
haben, daß es also Schneidemarken an diesem Rentier gibt. Das deutet
darauf hin, daß unsere Vorfahren, sprich: die Neandertaler oder die
danach folgenden Cro-Magnonmenschen das vielleicht gejagt haben,
aber das ist noch nicht gesichert und da muß also noch weiter geforscht
werden, erst.
BERND:
Aber es könnte sein, daß das die Entsorgung der Küchenabfälle
war?
UWE:
Könnte sein, daß das ne Entsorgung der Küchenabfälle
war, oder, daß man den Rest, den man selber nicht tragen konnte,
erstmal irgendwo verstecken wollte, um dann später noch mal sich das
Schnitzel rauszuschneiden und abzuholen...ist eine theoretische Möglichkeit.
Ist da auf jeden Fall gegeben.
O-TON Ausgang Bunkerhöhle
UWE:
So, das waren jetzt zweieinhalb Stunden in der Bunkerhöhle.
Ihr habt also einen kleinen Bereich gesehen, und jetzt geht´s wieder
nach draußen. Oh, schon dunkel?
Ist doch ein schöner Eingang. direkt neben der Bundessstraße...
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